Donnerstag, 3. Februar 2011

Bildungsreform

Gedanken von einem, der sich seit über 20 Jahren professionell mit Bildung beschäftigt:

Die Aufgabe des Bildungssystems eines Landes ist es, möglichst gute Bedingungen für das Lernen und Reifen junger Menschen zu schaffen. Bestmöglich (aus)gebildeter Nachwuchs sorgt für einen hohen Return der getätigten Investitionen. Um einen möglichst hohen Return zu erzielen, ist es notwendig, das bei den jungen Menschen vorhandene Potenzial bestmöglich zu nutzen. Dieser einleitenden These wird nur selten widersprochen. Sie ist logisch und nachvollziehbar.

Rohstoffe sind beschränkt. ‚Brainpower‘ ist vergleichsweise leicht erweiterbar.

Der Wohlstand eines Staates wird in zunehmendem Masse von der ‚Brainpower‘ seiner Bevölkerung abhängen.

Schlecht Ausgebildete für die die Wirtschaft keine Verwendung hat, liegen der Allgemeinheit jahrzehntelang auf der Tasche.

Eines der reichsten Länder der Erde muss es sich zum Ziel setzen, der Jugend eine Top-Bildung zu ermöglichen.

Die Ergebnisse der österreichischen Schüler/innen entsprechen bei Weitem nicht den Erwartungen.

Wenn Ergebnisse sehr weit von den gesteckten Zielen abweichen, dann müssen Veränderungen vorgenommen werden. Das Selbe intensiver zu betreiben, ist nur bei geringer Zielverfehlung sinnvoll.

Bildung geschieht nicht nur in Schulen und ist ein lebenslanger Prozess.

Lebenslange Bildung dauert von der Geburt bis zum Tod.

Es wird nicht genügen, nur die Schule der 10 bis 14jährigen zu reformieren.

Einige meiner Forderungen:

1. Wer Kindergeld beziehen will, muss bereits ab der Schwangerschaft alle drei Monate an einer jeweils 4stündigen Fortbildung teilnehmen.
Begründung: Eltern sollen durchgehend gecoacht werden, Risikosituationen sollen frühzeitig entdeckt werden, zusätzliche Hilfe soll möglichst früh einsetzen.

2. Kinderbetreuungsplätze für alle, die welche brauchen.

3. Förderung von privaten Initiativen.

4. Kindergärten und Volksschulen, die wieder vermehrt zu Erfahrungsräumen werden. Dabei sind zwei Lehrkräfte für Gruppen zwischen 12 und 24 Kindern nötig.

5. Ganztagsstruktur

6. Verbot von Hausaufgaben (wenn dann nur freiwillig in Projekten)

7. Jahrgangsoffenen Gruppen
Begründung: Menschen entwickeln sich verschieden.

8. Fördergespräche statt Zeugnisse

9. Selektionsfreie Volksschulzeit.
Begründung: Es gibt in diesem Prozess praktisch nur Verlierer/innen. Lediglich die Kinder, die sich in der Schule leicht tun, scheinen zu gewinnen. Dabei verlieren sie durch die Aufteilung Freunde. Alle anderen, egal in welcher Schule sie letztendlich landen, verlieren die Freude am Lernen und an der Schule und viele Eltern verlieren einen Haufen Geld.

10. Gemeinsame, kooperativ arbeitende Sekundarschulen

11. Sekundarschulen, die wieder vermehrt zu Erfahrungsräumen werden. Dabei sind zwei Lehrkräfte für Gruppen zwischen 12 und 24 Kindern nötig.

12. Ganztagsstruktur

13. Kompetenzraster statt Zeugnisse

14. Moderne Schulausstattung

15. Weiterbildung der Lehrpersonen

16. Verbesserte Ausbildung der Lehrpersonen

17. Mobile Lehrkräfte (Auslandsjahr währende der ersten 4 Dienstjahre, mindestens alle 4 Jahre ein halbes Jahr in einer anderen Schule als 2. Lehrkraft in einer Gruppe, mindestens 1 halbjähriges Praktikum in einem anderen Schultyp)

18. Möglichkeit eines Praktikums in der Privatwirtschaft

Die Liste beschränkt sich auf die Zeit bis zum ca. 14. Lebensjahr. Natürlich müssen sich alle anderen, an diese Zeit anschließenden Schultypen entsprechend entwickeln. Auch die Fachhochschulen, die Universitäten und die Erwachsenbildung können nicht im momentanen Zustand verharren.

Ich wünsche mir eine Bildungsdiskussion, die wirklich umfassend ist. Die gemeinsame Schule der 10 bis 14jährigen ist eine Notwendigkeit. Ohne Gesamtreform wird auch sie nur Flickwerk sein. Leider.

BILDUNG

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haraldwalser - 3. Feb, 00:06
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