Schulreform

Donnerstag, 3. Februar 2011

Bildungsreform

Gedanken von einem, der sich seit über 20 Jahren professionell mit Bildung beschäftigt:

Die Aufgabe des Bildungssystems eines Landes ist es, möglichst gute Bedingungen für das Lernen und Reifen junger Menschen zu schaffen. Bestmöglich (aus)gebildeter Nachwuchs sorgt für einen hohen Return der getätigten Investitionen. Um einen möglichst hohen Return zu erzielen, ist es notwendig, das bei den jungen Menschen vorhandene Potenzial bestmöglich zu nutzen. Dieser einleitenden These wird nur selten widersprochen. Sie ist logisch und nachvollziehbar.

Rohstoffe sind beschränkt. ‚Brainpower‘ ist vergleichsweise leicht erweiterbar.

Der Wohlstand eines Staates wird in zunehmendem Masse von der ‚Brainpower‘ seiner Bevölkerung abhängen.

Schlecht Ausgebildete für die die Wirtschaft keine Verwendung hat, liegen der Allgemeinheit jahrzehntelang auf der Tasche.

Eines der reichsten Länder der Erde muss es sich zum Ziel setzen, der Jugend eine Top-Bildung zu ermöglichen.

Die Ergebnisse der österreichischen Schüler/innen entsprechen bei Weitem nicht den Erwartungen.

Wenn Ergebnisse sehr weit von den gesteckten Zielen abweichen, dann müssen Veränderungen vorgenommen werden. Das Selbe intensiver zu betreiben, ist nur bei geringer Zielverfehlung sinnvoll.

Bildung geschieht nicht nur in Schulen und ist ein lebenslanger Prozess.

Lebenslange Bildung dauert von der Geburt bis zum Tod.

Es wird nicht genügen, nur die Schule der 10 bis 14jährigen zu reformieren.

Einige meiner Forderungen:

1. Wer Kindergeld beziehen will, muss bereits ab der Schwangerschaft alle drei Monate an einer jeweils 4stündigen Fortbildung teilnehmen.
Begründung: Eltern sollen durchgehend gecoacht werden, Risikosituationen sollen frühzeitig entdeckt werden, zusätzliche Hilfe soll möglichst früh einsetzen.

2. Kinderbetreuungsplätze für alle, die welche brauchen.

3. Förderung von privaten Initiativen.

4. Kindergärten und Volksschulen, die wieder vermehrt zu Erfahrungsräumen werden. Dabei sind zwei Lehrkräfte für Gruppen zwischen 12 und 24 Kindern nötig.

5. Ganztagsstruktur

6. Verbot von Hausaufgaben (wenn dann nur freiwillig in Projekten)

7. Jahrgangsoffenen Gruppen
Begründung: Menschen entwickeln sich verschieden.

8. Fördergespräche statt Zeugnisse

9. Selektionsfreie Volksschulzeit.
Begründung: Es gibt in diesem Prozess praktisch nur Verlierer/innen. Lediglich die Kinder, die sich in der Schule leicht tun, scheinen zu gewinnen. Dabei verlieren sie durch die Aufteilung Freunde. Alle anderen, egal in welcher Schule sie letztendlich landen, verlieren die Freude am Lernen und an der Schule und viele Eltern verlieren einen Haufen Geld.

10. Gemeinsame, kooperativ arbeitende Sekundarschulen

11. Sekundarschulen, die wieder vermehrt zu Erfahrungsräumen werden. Dabei sind zwei Lehrkräfte für Gruppen zwischen 12 und 24 Kindern nötig.

12. Ganztagsstruktur

13. Kompetenzraster statt Zeugnisse

14. Moderne Schulausstattung

15. Weiterbildung der Lehrpersonen

16. Verbesserte Ausbildung der Lehrpersonen

17. Mobile Lehrkräfte (Auslandsjahr währende der ersten 4 Dienstjahre, mindestens alle 4 Jahre ein halbes Jahr in einer anderen Schule als 2. Lehrkraft in einer Gruppe, mindestens 1 halbjähriges Praktikum in einem anderen Schultyp)

18. Möglichkeit eines Praktikums in der Privatwirtschaft

Die Liste beschränkt sich auf die Zeit bis zum ca. 14. Lebensjahr. Natürlich müssen sich alle anderen, an diese Zeit anschließenden Schultypen entsprechend entwickeln. Auch die Fachhochschulen, die Universitäten und die Erwachsenbildung können nicht im momentanen Zustand verharren.

Ich wünsche mir eine Bildungsdiskussion, die wirklich umfassend ist. Die gemeinsame Schule der 10 bis 14jährigen ist eine Notwendigkeit. Ohne Gesamtreform wird auch sie nur Flickwerk sein. Leider.

Mittwoch, 21. Juli 2010

Den Seinen gibt's der Herr im Schlaf

schlafmuetzeBei uns an der Schule wird die Fünfminutenpause eingeführt. Inkonsequenterweise nicht zu jedem Stundenwechsel aber immerhin zweimal am Vormittag dürfen Schülerinnen und Schüler wie Lehrerinnen und Lehrer, abgesehen von der großen Pause, zum Stundenwechsel einmal durchatmen. Nicht, dass wir das früher nicht gemacht hätten, doch jetzt muss das nicht mehr auf Kosten der Unterrichtszeit geschehen, und das ist gut so. Natürlich hat diese Neuerung Auswirkungen auf die Anfangs- und Schlusszeiten eines Schultags.

Wir fangen nächstes Jahr 5 Minuten früher an 7:35 statt 7:40.
Mich betrifft das kaum. Ich war in der Vergangenheit durchschnittlich um 7:15 in der Schule und werde dies auch in Zukunft so halten. Doch wie schaut das mit den Schülerinnen und Schülern aus?

Nun, der Schulspiegel veröffentlichte kürzlich die „Schlafmützenstudie“. „Späteres Aufstehen macht Schüler fitter“ titelte die Onlineausgabe (http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/0,1518,704819,00.html ). In einer Untersuchung wurde der Unterrichtsbeginn von 8:00 auf 8:30 verlegt. Siehe da, die Leistungen wurden besser. 30 Minuten mehr Zeit am Morgen haben die Ergebnisse verbessert. Wir machen genau das Gegenteil. Wir fangen früher an, damit wir uns zweimal fünf Minuten Pause gönnen können, um mehr zu erreichen - ???

Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf – uns nicht!

Sonntag, 25. Oktober 2009

„A g’sunde Watschn“

slappingDie„g’sunde Watschn“ gibt es nicht. Es ist lediglich so, dass nicht jede Watschn gleich ein Mordsdrama ist. Manchmal wäre eine Watschn vielleicht sogar verträglicher als das, was sich gelegentlich als Psychokrieg zwischen Lehrer/innen und Schüler/innen abspielt. Egal ob so oder so, in vielen Klassenzimmern herrscht der Überlebenskampf. Es ist kein Wunder, dass dieser Schrei der Verzweiflung aus der Lehrer/innenschaft kommt. Lehrpersonen sind recht zahnlose Tiger und ihre Schäflein wissen schon lange, dass die zahnlosen Tiger sie nicht zu Tode brüllen können. Früher war das nicht so, daher müssen wir zurück zu den alten Disziplinierungsmitteln, oder? Vielleicht passt aber auch nur die bestehende Schule nicht in die heutige Zeit? Kein Zweifel, viele Eltern versagen in der Erziehung. Erziehung ist schwieriger geworden und viele sind überfordert. Strafen, wie von den Christgewerkschaftern gefordert, werden wohl nur in den wenigsten Fällen Gutes bewirken können. Eltern müssen unterstützt werden. Lehrer/innen und Schüler/innen brauchen eine neue Schule.
Wenn jemand „a g’sunde Watschn“ verdient hat, dann sind es diejenigen, die die Weiterentwicklung der Schule behindern. Besonders viele potentielle Empfänger/innen sind unter Politiker/innen und Gewerkschafter/innen zu finden.

Dienstag, 6. Oktober 2009

Poltikerprovokation vs. Schulreform

lj





















Der Schweinezyklus der Lehrer/innen-Neid-Diskussion steuert auf einen Höhepunkt zu. Wie jedes Jahr wird vor und nach den Sommerferien wieder die Lehrer/innenarbeitszeit verhandelt. Besondere Brisanz erfährt die Diskussion dadurch, dass die ÖVP (nach überstandenen Wahlen) auf den BM Schmied-Zug aufgesprungen ist und zwei Stunden mehr Arbeit von den Lehrer/innen fordert. Reflexartig beginnt die Gewerkschaft zu mauern und die Lehrer/innenschaft schreit empört auf. Die potentiellen Verhandlungspartner/innen verschanzen sich in den Gräben ihrer pädagogisch unhaltbaren Argumentation. Mir scheint fast, dass hinter diesem Vorgehen ein gewisses System steckt. Ich unterstelle den Politiker/innen , dass die Lehrer/innenarbeitszeitdikussion vorsätzlich auf eine Weise geführt wird, die eine Diskussion über grundlegende Reformen im Schulsystem wieder auf längere Zeit behindert. Die Art und Weise der Begründung, weshalb Lehrpersonen zwei Stunden mehr arbeiten können sollen, ist durch Abwesenheit von Respekt und Wertschätzung ihre Arbeit gekennzeichnet. Abwehrreflexe sind daher vorhersehbar. Die jetzt entstandene Diskussion dient meines Erachtens lediglich dazu, eine richtige Schuldiskussion zu verhindern und den Status Quo zu zementieren. Eine moderne Schule würde nämlich die Arbeitszeit von Lehrpersonen grundlegend neu definieren und die „2 Lektionen“ Debatte wäre in dieser Form obsolet. Dieser Konflikt ist lediglich eine Finte, ein inszeniertes Scheingefecht, um substantielle Reformen zu verhindern.

Bild: http://home.arcor.de/h./h.g.demme/images/mega_job_lehrer.jpg

Mittwoch, 8. Juli 2009

Sitzenbleiben - Das sagt SPÖ Bildungssprecher Elmar Mayer heute

EM-blog1

Elmar Mayer hat Wort gehalten - seine Antwort ist schon heute online (Bild: http://www.elmar-mayer.at/)

Im Gegensatz zu meiner letzten Anfage hat Elmar Mayer, Bildungssprecher der SPÖ, dieses Mal prompt um 12:21h reagiert:

Sehr geehrter Herr Brändle,

ich teile die Meinung meines Vorgängers Erwin Niederwieser in der Frage über die pädagogische und wirtschaftliche Sinnhaftigkeit des Sitzenbleibens.

Mit freundlichem Gruß

Elmar Mayer


Vielen Dank. Ob Ihre Ansicht auch im Bildungsministerium Gehör finden wird? Ich hoffe es, doch...

Obwohl Elmar Mayer nicht auf meine Anfrage bzgl. der TALIS Studie geantwortet hat, möchte ich zu seiner Ehrenrettung erwähnen, dass er meines Wissens als einziger Bildungssprecher umgehend eine Presseaussendung lanciert hat. Die heutige schnelle Antwort ist nicht die eines "Austria's Worst Bildungssprecher". Es scheint, dass Ursula Haubner diesen Titel will.

Sitzenbleiben - Was sagt die SPÖ? Was tut die SPÖ?

(SPÖ) Bildungssprecher Erwin Niederwieser bezeichnete das Sitzenbleiben in einer Aussendung als "pädagogisch verstaubt". Das Wiederholen einer Klasse führe bei der Hälfte der Kinder dazu, dass sie nach dem darauf folgenden Unterrichtsjahr mit der Schule überhaupt aufhören. Die SPÖ setzt stattdessen auf eine "viel stärkere Förderung der Kinder". Die Leistungsbeurteilung solle in alternativer - etwa verbaler - Form erfolgen, und in der Oberstufe sollen mit einem modularen Kurssystem inhaltliche Schwerpunkte gesetzt werden. (NEWS 17.08.2008)

Meine Worte! (fast)
Damals sagte sich das noch leicht als SPÖ Bildungssprecher, schließlich konnte man noch BM Lisl Gehrer von der ÖVP für die Misere verantwortlich machen. Seit 11.01.2007 bekleidet Claudia Schmied, SPÖ, dieses Amt. Und jetzt?

Jetzt probiere ich wieder Auskunft vom neuen SPÖ Bildungssprecher Elmar Mayer zu bekommen.

EM-blog1
(Quelle: http://www.elmar-mayer.at/)

Folgende Email habe ich ihm geschickt:

Sehr geehrter Herr Bildungssprecher!

Leider habe ich auf die untenstehende Anfrage (Anm. AWBS) von Ihnen keine Antwort bekommen.
Sollte dies an der Emailadresse elmar.mayer@parlikom.gv.at gelegen haben, werde ich dies natürlich auf meinem Blog veröffentlichen und Ihre Antwort nachreichen.

Ich hätte da jetzt aber eine andere Frage. Es ist Schulschluss, die Zeit des Sitzenbleibens.
Zu diesem Thema habe ich folgende Stellungnahme vom 17.08.2006 gefunden:

"Unterstützung für die AK kommt ..."(Anm. gek.)

Hat das damals vom Bildungssprecher der SPÖ Gesagte auch bei Elmar Mayer Gültigkeit?

Wie bei mir üblich, wird auch dieser Schriftverkehr auf meinem BILDUNGsblog www.arnobraendle.twoday.net veröffentlicht.

Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben und warte gespannt auf Ihre Antwort.

Freundliche Grüße

Arno Brändle

Dienstag, 7. Juli 2009

REFORM STATT REFÖRMCHEN – Schule für die Zukunft gestalten!

Elena Es ist Schulschluss und auch manche, die sich sonst wenig um Schule kümmern, haben jetzt Anlass sich mit den Schwachstellen unseres Schulsystems auseinanderzusetzen. Jetzt ist man empfänglich für Argumente, denn gerade jetzt kochen die Emotionen hoch. In ein, maximal zwei Wochen sind alle Vorschläge vergessen, im Sommerloch verschwunden und mit Urlaubssand zugebuddelt. Doch noch ist es nicht so weit. Noch fordern Presse, Interessenvertretungen und einige wenige Parteienvertreter Reformen. Natürlich will, darf und kann ich diese Gelegenheit nicht ungenützt an mir vorbei gehen lassen.

WIEDERHOLEN IST SINNLOS
Zur Illustration des Problems: In einer 6. Klasse eines Vorarlberger Gymnasiums mussten dieses Schuljahr zwei Schülerinnen repetieren. Beide haben in den letztjährigen Nicht-Genügend-Fächern wieder ein Nicht Genügend erreicht, eine noch ein zusätzliches. Der Frust, der durch das Wiederholen ausgelöst wird, ist enorm. Viele scheitern deshalb wieder. In Österreich entstehen Kosten in Höhe von ca. 300 Mio. €., Geld, das ausgegeben wird um Schulfrust zu erzeugen. Dies ist eine Erklärung dafür, dass in Österreich finanzieller Aufwand und messbarer Schulerfolg in schlechtem Verhältnis zueinander stehen.

Leider scheint unter den österreichischen Parteien nur wenig pragmatischer Zugang zu diesem Thema vorhanden zu sein, weshalb ich hier nur die Stellungnahme von Dr. Harald Walser, Bildungssprecher GRÜNE wiedergeben kann. (Dieses Thema wird im Moment auch auf seinem Blog diskutiert)


GANZTAGESSCHULE

Die durch den Wegfall der Wiederholung eingesparten 300 Mio. € müssen für die Errichtung einer Tagesschulstruktur verwendet werden. Ohne Ganztagesschule ist die entsprechende Förderung, welche die Wiederholung ersetzt, nicht möglich. Solange der Staat die Schüler/innen täglich so schnell als möglich aus der Schule wirft, kann eine intelligente Förderung in der Schule nicht stattfinden. Würde man es trotzdem versuchen, käme dies momentan „Dauernachsitzen“ gleich. Lernprobleme sollen zuhause gelöst werden, das ist der im Moment praktizierte Ansatz.. Eltern werden zu Hilfslehrern oder Melkkühen von Nachhilfeanbietern. Die österreichische Schule wurde kaputtgespart und ist als Ort des Lernens nur noch bedingt tauglich. Vielmehr ist sie zur Aufgabenverteilungs- und Prüfungsinstitution verkommen. Lernen braucht Zeit. Diese Zeit muss den Schülerinnen und Schülern in der Schule zur Verfügung gestellt werden. Die Ganztagesschule führt auch dazu, dass Schüler/innen nach Schulschluss unbeschwert ihre Freizeit, idealerweise zusammen mit ihrer Familie, genießen können. Haus- und Lernaufgaben wurden bereits in der Schule erledigt. Lernen ist mehr als schulisches Lernen. Die Freizeit soll von schulischen Belastungen befreit wieder mehr Freiräume für informelles Lernen bieten.

MODULARE STOFFVERTEILUNG

Ein modulares System ist für alle Stufen denkbar. Es ist an der Zeit, dass wir aufhören uns selbst zu belügen. Nur weil etwas im verpflichtenden Teil des Lehrplanes steht, wird es nicht automatisch gekonnt. Trauriger Beweis dafür ist, dass jede(r) 10. österreichische Schüler/in ein(e) Risikoschüler/in ist . Es wäre durchaus sinnvoll, für diese Schüler/innen ein entsprechendes Programm zusammenzustellen. Ebenso sollen (hoch)begabte Schüler/innen auf ihr Kosten kommen. Menschen sollen die gleichen Rechte haben, in ihren Lernvoraussetzungen sind sie aber höchst unterschiedlich. Einseitige Begabungen können besser gefördert, an einzelnen Schwächen kann besser gearbeitet werden, ohne dabei die gesamte Schulkarriere zu blockieren. Eine moderne Schule berücksichtigt, dass Menschen unterschiedlich sind.

AUFHEBUNG DER JAHRGANGSKLASSEN


Ein modulares System hebt das Prinzip der Jahrgangsklasse auf. Das ist gut so, denn es entspricht nicht der Realität, dass sich Kinder dem Kalender folgend im Gleichschritt entwickeln. Diese Unterschiede zeichnen sich oft schon sehr früh ab. Die Einschulung eines Kindes soll dann erfolgen, wenn es dem Entwicklungsstand des Kindes entspricht. Ob das bereits mit 4 oder erst mit 7 oder 8 Jahren ist, ist völlig unerheblich. Auf das einzelne Kind kommt es an.
Die Jahrgangsklasse ist bereits heute eine Mogelpackung. Durch Vorschulkinder und Repetenten ist es bereits heute so, dass sich oft 3 Jahrgänge in einer Klasse treffen. Was durch Leistungsdefizite verursacht werden darf, sollte auch durch besonders gute Leistungen möglich sein. Modular aufgebaute Kurssystem an den Schulen werden die Jahrgangsklassen dort hin befördern, wo sie eigentlich hin gehören, ins Schulmuseum.

GEMEINSAME SCHULE BIS ENDE 8. SCHULJAHR


Die vorher beschriebenen Reformen führen automatisch zur gemeinsamen Schule. Ich bin es schon müde immer wieder argumentieren zu müssen, denn eigentlich ist die gemeinsame Schule nur die logische Folge der modularen Stoffverteilung und des Aufhebens der Jahrgangsklassen.

Und zum Schluss: SCHULNOTEN SIND DOOF

Ziffernnoten sind Quatsch. Es ist nicht flegelhaft dies so zu behaupten, denn eigentlich wurde dies schon vor langer Zeit bewiesen. Für weitere Informationen, aber auch zur Unterhaltung empfehle ich meinen Blogeintrag „Schulnoten sind doof“.

Freitag, 26. Juni 2009

Die letzte Chance einen Unterschied zu machen!

Es sind noch genau zwei Wochen bis Schulschluss. Die Noten stehen fest. Stehen sie wirklich fest? Nein, die nächsten Tage gibt es noch eine letzte Chance, einen Unterschied zu machen…den Unterschied, ob man Fächer oder Menschen unterrichtet.

„The Make A Difference Movie – The Teddy Stallard Story“ ist ein kurzes Filmchen, das direkt im Browser läuft. Wenn du eine Lehrerin oder ein Lehrer bist, bitte ich dich, diese Zeilen zu lesen, dir kurz Zeit zu nehmen, auf den Link zu klicken und vielleicht die letzte Chance für deinen Teddy zu nützen.

Dieser Film ist allen gewidmet, die mit jungen Menschen arbeiten.

http://www.makeadifferencemovie.com/

Zur Erinnerung: Schulnoten sind doof!

Montag, 15. Juni 2009

Bremsklötze der Schulreform

„Mein Kind first – Wie Eltern gute Schule verhindern“ titelt Christian Füller am 12.06.2009 seine Abrechnung im „Spiegel“. Dabei unterstellt er Eltern, dass sie lediglich bereit sind einer Schulreform zuzustimmen, die unmittelbar ihrem Kind hilft und die keinesfalls dazu führt, dass ihr Kind mit Unterschichtkindern in Kontakt kommt. „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern“ – Franz Josef Degenhardts Liedtext aus dem Jahr 1965 ist heute so aktuell wie damals. 2006 beschrieb Walter Wüllenweber unter genau diesem Titel im „Stern“ den Zusammenhang zwischen Bildungsarmut und neuer Armut. Peter Fischer, Professor an der PH Vorarlberg hat schon in mehreren Artikeln auf diese Problematik hingewiesen. Das Problem wurde schon lange erkannt. Viele Experten machen sich für eine umfassende Schulreform stark. Warum geschieht nichts? Wo sind die Bremsklötze?

Das Beispiel Liechtenstein

Im 35000 Einwohner zählenden Fürstentum Liechtenstein wurde von der Regierung am 20.12.2005 der Beschluss gefasst, die Sekundarschule 1 (6.-9. Schuljahr) grundlegend zu reformieren. In weiterer Folge wurden die nötigen Lenkungsteams gegründet und ein ehrgeiziger Zeitplan aufgestellt. Im kommenden Schuljahr hätte mit der gemeinsamen Schule bis zum 8. Schuljahr begonnen werden sollen. 1,58 Millionen Franken wurden investiert um an jedem Standort ein Profil zu entwickeln, das der Umsetzung dieses Planes dienen hätte sollen. Neben den beiden Regierungsparteien konnte das SPES 1 genannte Projekt auch auf breite Unterstützung vieler Interessensgruppen, vor allem aus der Wirtschaft, zählen. Auch der Bevölkerung wurde Gelegenheit gegeben, sich in einer Vortagsreihe über die Sinnhaftigkeit und die Machbarkeit eines solchen Vorhabens zu informieren. Ein Höhepunkt waren dabei sicher die Schilderungen von Enja Riegel, der ehemaligen Leiterin der „Helene-Lange-Schule“. Erwartungsgemäß regte sich Unmut unter der Belegschaft des Liechtensteinischen Gymnasiums. Auch wurde in der Bevölkerung eine Gruppe aktiv, die letztendlich alles daran setzte, die Reform doch noch zu kippen. Als dann auch noch die große Regierungspartei FBP umschwenkte und in deren Tageszeitung, dem „Liechtensteiner Volksblatt“, eine beispiellose Kampagne gegen SPES begann, wurde das Ende von SPES erst möglich. Am 28.11.2009 überstand SPES zwar noch eine Abstimmung im Landtag mit den Stimmen der kleinen Regierungspartei VU und der Oppositionspartei FL. Gleichzeitig wurde aber auch die Abhaltung einer Volksabstimmung beschlossen. Befürworter und Gegner stritten für ihre Sache und am Abend des 29.03.2009 war es Gewissheit. SPES war gestorben. Gleich wurde mit der Ursachenforschung begonnen. Offizielle Ergebnisse liegen aber bis dato nicht vor. Da ich aber in diesen Prozess direkt involviert war, wage ich es, über die Gründe des Scheiterns zu mutmaßen:
BREMSKLOTZ 1
Das LG – (Liechtensteinisches Gymnasium)
Dies ist durchaus verständlich. Für die Lehrpersonen der Unterstufe hätte diese Reform weitreichende Veränderungen bis hin zu einem neuen Arbeitsplatz bedeutet. Beflügelt von der anfänglich sehr breiten Unterstützung haben es die Verantwortlichen wohl versäumt, die Lehrpersonen des LGs mit ins Boot zu holen.
BREMSKLOTZ 2
Konservative
Eine mehrheitlich konservative Gruppe von Menschen, die schier unermüdlich Leserbriefe schrieb, um gegen dieses Vorhaben zu wettern.
BREMSKLOTZ 3
Die FBP
Die große Regierungspartei trat plötzlich gegen die eigenen Beschlüsse auf.
BREMSKLOTZ 4
Das „Liechtensteiner Volksblatt“
Das von der FBP kontrollierte Volksblatt, opferte viele Seiten , um das begonnene Werk zu stoppen.
BREMSKLOTZ 5
Die Wirtschaftskrise.
Just zum Abstimmungszeitpunkt hat die Wirtschaftskrise wohl alle Bevölkerungsschichten erfasst und dazu beigetragen, dass die Lust Neues zu wagen besonders gering war.
BREMSKLOTZ 6
Der ambitionierte Zeitplan
In der gebotenen Eile gelang es nicht überall, ein Profil zu erarbeiten, das auf Anhieb überzeugen konnte. Bei den erläuternden Informationsveranstaltungen kamen wohl überwiegend Leute, die SPES befürworteten. Nur so lässt sich die Diskrepanz zwischen Stimmung bei diesen Veranstaltungen und Abstimmungsergebnis erklären.
FAZIT
Da SPES mit 52,9% zur großen Überraschung aller Beteiligten abgelehnt wurde, müssen es wohl die Eltern gewesen sein, die SPES nicht trauten und den Argumenten der überwiegend gutsituierten Bildungsbürger gegen SPES folgten. Immer mehr trat in den Vordergrund, dass es nach 5 Schuljahren höchste Zeit sei, die Klassen, und hier sind die gesellschaftlichen und nicht die der Primarschule gemeint, endlich zu trennen.
Die in Liechtenstein sehr pragmatisch operierenden Vertreter der Wirtschaft haben die Zeichen der Zeit erkannt, und haben ein zeitgemäßes Bildungssystem gefordert. Es waren die Stimmbürger, die mehrheitlich nicht über den Schatten der Tradition springen konnten.

Auch wenn sich Österreich und das kleine Fürstentum in vielen Dingen deutlich unterscheiden, so kann man doch Parallelen erkennen. Auch hier gibt es mit der ÖVP eine konservative Regierungspartei, die sich gegen solche Bestrebungen stellt. Auch unterstelle ich den Gymnasiallehrern in großer Zahl gegen eine solche Schulreform zu sein. Dass es in Österreich eine Gruppe Konservativer gibt, die eine Tageszeitung finden können, um eine Reform zu kippen, darf wohl als sicher angenommen werden. Auch in Österreich haben Wirtschaftsvertreter die Notwendigkeit für Veränderung erkannt. Doch bis zu einem Regierungsbeschluss und zum Beginn konkreter Arbeit ist in der Alpenrepublik noch ein weiter Weg. Trotz des SPESdebakels vom 29.03.2009 ist das Fürstentum einer Reform viel näher. Hier wird man sich nicht auf Dauer mit suboptimalen Ergebnissen eines teuren Bildungssystems begnügen. Ich wage die Prognose, dass in Liechtenstein die gemeinsame Schule 10 Jahre früher kommen wird als in Österreich. Dennoch wünsche ich der ARGE Gemeinsame Schule Vorarlberg viel Erfolg.

Donnerstag, 11. Juni 2009

Es gibt heutzutage Profis!

Würden Sie wollen, dass Ihr Zahnarzt sich Tipps zur Behandlung Ihrer Zähne von jemandem holt, weil diese Person zwei Amalgamplomben, drei Kunstofffüllungen, vier Kronen und eine Brücke hat?
Können Sie die Technik eines Fernsehgerätes verbessern? Sie sind schließlich schon zig Stunden vor diesem Gerät gesessen und haben es schon tausendmal erfolgreich verwendet.
Soll ich Ihnen die Haare schneiden? Ich war schon oft beim Frisör. Vertrauen Sie mir.
Komisch, in den verschiedensten Bereichen ist uns die Meinung von Fachleuten wichtig. Doch wenn die Sprache auf die Schule kommt, dann hat die Stunde eines jeden ehemaligen Schülers geschlagen. 9 bis 13 Jahre haben einen jeden Menschen zum Bildungsfachmann auf Lebenszeit gemacht. Wen kümmert‘s da schon, dass die Erfahrung vielleicht schon 20, 30 oder sogar noch mehr Jahre alt ist. Das Bauchgefühl der Menschen besiegt jedes noch so vernünftige Argument. Dr. Dr. Manfred Spitzer kann forschen, schreiben und vortragen wann, wo und wie viel er will, Max Mustermann weiß, wo in der Schule der Hase läuft. Egal welche Untersuchung oder welche Erfahrung zitiert wird, einer weiß es immer besser. Schade ist nur, dass es nicht bei diesem einen bleibt. So ziemlich jeder meint, dieser eine zu sein. Jedem ist klar, dass im Bereich der Computertechnik in den letzten 20 Jahren gewaltige Fortschritte erzielt wurden. Selbst ein nur 10 Jahre alter Computer ist heutzutage kaum noch zu irgendetwas nütze. In technischen Bereichen sind wir alle fortschrittshörig ohnegleichen. Wenn die Sprache aber auf die Schule kommt, dann ist vielen ein Modell von vor 20 Jahren gerade noch gut genug. Noch besser wäre es freilich, wenn die Schule wie vor 30 oder 40 Jahren funktionieren würde.

Warum ist es so schwierig zu kapieren, dass es tatsächlich Profis gibt, die herausgefunden haben, wie Schule besser funktioniert?

Ich nehme den ersten Kommentar gleich vorweg: „Und Sie behaupten von sich einer dieser Profis zu sein?“ Kurze Antwort: „Ja.“

Es gibt aber auch andere, bedeutendere. Prof. Peter Fischer beispielsweise schrieb folgenden höchst interessanten Artikel: www.bildungsgewerkschaft.at/downs/spitzernachtrag.doc

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