Eltern - Aktivposten der Schule
Ich habe mich bereits kritisch über Eltern und die Ausübung ihrer Pflichten geäußert und werde dies in Zukunft sicher noch öfters tun. Mit der Verwendung des Begriffes „die Eltern“ wird natürlich eine an und für sich unhaltbare Verallgemeinerung vorgenommen. Eltern sind so vielfältig, wie die Menschen es eben sind. Und, auch wenn es manchen Lehrkräften nicht in jeder Situation so vorkommen mag, es sind auch Menschen. Übrigens gilt dies auch umgekehrt, auch wenn der Pädagoge es gelegentlich an Menschlichkeit missen lässt. Generell möchten Eltern das Beste für ihre Kinder, und das ist gut so. Es haben aber nicht alle den gleichen Wissenstand oder Erfahrungsschatz. Auch sind nicht alle bereit den nötigen Einsatz über die vielen Jahre zu erbringen, bis die Brut endlich aufgezogen und flügge ist. Vielen geht angesichts dieser Knochenarbeit die Luft aus, manchen schon nach ein paar Wochen.
Eltern schließen sich an Schulen oft zu Elternvereinen zusammen und es gibt sogar Landesverbände. Auf den ersten Blick ist man versucht zu glauben, es wären diese Vereine und Verbände, die gemeint sein könnten, wenn Eltern für das Scheitern von Reformen verantwortlich gemacht werden. Dem kann ich gar nicht zustimmen. In meiner Arbeit habe ich es immer engagierte Elternvertreter und -vertreterinnen zu tun gehabt, die sich für eine bessere Schule eingesetzt haben. Dies ist einfach zu verstehen, denn jemand dem Schule gleichgültig ist, wird wohl kaum die unbezahlte Zeit aufbringen, um einem Elternverein oder –verband vorzustehen. Diese Eltern wollen eine Schulreform. Als Beleg für diese Behauptung verweise ich auf die Mitgliederliste der ARGE Gemeinsame Schule Vorarlberg, wo mit Jürgen Schellander der ehemalige Obmann des Landesverbands der Pflichtschuleltern und mit Ernst Schwald auch der Obmann des Elternlandesverbandes der mittleren und höheren Schulen zu finden ist. Solche Eltern pauschal als Bremser hinzustellen, ist einfach unfair.
Oft sind es kleine Dinge, die bremsen. Am meinem ersten Abend als Elternvertreter einer ersten Volksschulklasse, musste ich gleich eine solche Erfahrung machen. Erst seit ein paar Wochen im Dorf wohnend, unbekannt und bar jeder Erfahrung mit den Gepflogenheiten der örtlichen Volksschule, musste ich Minuten nach meiner Wahl feststellen, dass in dieser Schule auch in den ersten Jahren mit Ziffernnoten operiert wird. Das habe ich so nicht erwartet, denn von der Schulzeit meiner Tochter war ich etwas anderes gewohnt. Gleich setzte ich zu einer glühenden Rede zur Abschaffung der Ziffernnote und der Einführung eines Portfolios an. Die Lehrerin war wohl ein bisschen geschockt –„Das hat es an unserer Schule noch nie gegeben“ - und ich war es auch, nicht wegen ihr, sondern wegen der Reaktion der Eltern… „Wir haben auch Noten gehabt.“ – Antwort: „Früher wurde in den Schulen geschlagen. Sind sie nicht froh, dass diese Zeiten vorbei sind?“…“In der Hauptschule oder im Gymnasium bekommen sie auch Noten.“- Antwort: „Stimmt, aber bis dahin dauert es noch. Würden Sie jetzt üben mit Krücken zu laufen, wenn Sie wüssten, dass sie sich in vier Jahren ein Bein brechen werden? Ich schlage vor, dass wir die ziffernnotenlose Zeit vorerst auf zwei Jahre beschränken.“ … „Kinder wollen Noten.“ – Antwort: „Anfangs ja, aber dann nur noch die, die gute Noten bekommen. Die, die sich anstrengen können, wie sie wollen und doch nicht „sehr gut“ sind, verlieren die Freude an Noten, dann am Lernen und an der Schule.“ Ich ließ nicht locker. Als erste stimmte die Lehrerin zu, gesetztenfalls der Schulversuch würde noch nachträglich genehmigt. Nach und nach trug meine Beharrlichkeit Früchte. Nach eineinhalbstündiger Diskussion wurde dieses Reformwerk mit 100% Zustimmung in Angriff genommen. Ob es nun meine Argumente waren oder die Angst der Eltern, dass dieser Elternabend nie mehr enden würde, kann ich nicht beurteilen. Diese Klasse wurde wenigstens im ersten Schuljahr als erste Klasse (und leider bislang einzige) dieser Schule nicht mit Ziffernnoten beurteilt und ich bin immer noch Klassenelternvertreter, obwohl die Eltern seither dreimal die Gelegenheit gehabt hätten, mich los zu werden.
Als Lehrer versuche ich den Umfang von Hausaufgaben so gering wie möglich zu halten. Wenn es irgendwie geht, möchte ich auch ganz auf sie verzichten. Der Wert von Hausaufgaben ist umstritten. Eine einfache Rechnung zeigt das. Wenn Hausaufgaben wenigstens ein bisschen etwas bringen sollen, muss kontrolliert werden ob und wie sie gemacht wurden. Dies braucht Zeit. Diese Zeit könnte in der Schule weitaus sinnvoller genutzt werden. Ebenso die Zeit zuhause. Natürlich gibt es auch sinnvolle Aufgaben, aber ich wähle sie halt mit Bedacht aus und gebe sie nicht nur aus einer Gewohnheit heraus. Jedes Jahr sehe ich mich teilweise forschen Angriffen von Eltern ausgesetzt, die nicht verstehen können, dass ihre Kinder bei mir kaum Hausaufgaben haben.
Wer sagt, dass die Lehrer die Schule gestalten sollen, hat sicher recht.
Wer sagt, dass Eltern dies oft nicht zulassen, hat nicht unrecht.
Eltern schließen sich an Schulen oft zu Elternvereinen zusammen und es gibt sogar Landesverbände. Auf den ersten Blick ist man versucht zu glauben, es wären diese Vereine und Verbände, die gemeint sein könnten, wenn Eltern für das Scheitern von Reformen verantwortlich gemacht werden. Dem kann ich gar nicht zustimmen. In meiner Arbeit habe ich es immer engagierte Elternvertreter und -vertreterinnen zu tun gehabt, die sich für eine bessere Schule eingesetzt haben. Dies ist einfach zu verstehen, denn jemand dem Schule gleichgültig ist, wird wohl kaum die unbezahlte Zeit aufbringen, um einem Elternverein oder –verband vorzustehen. Diese Eltern wollen eine Schulreform. Als Beleg für diese Behauptung verweise ich auf die Mitgliederliste der ARGE Gemeinsame Schule Vorarlberg, wo mit Jürgen Schellander der ehemalige Obmann des Landesverbands der Pflichtschuleltern und mit Ernst Schwald auch der Obmann des Elternlandesverbandes der mittleren und höheren Schulen zu finden ist. Solche Eltern pauschal als Bremser hinzustellen, ist einfach unfair.
Oft sind es kleine Dinge, die bremsen. Am meinem ersten Abend als Elternvertreter einer ersten Volksschulklasse, musste ich gleich eine solche Erfahrung machen. Erst seit ein paar Wochen im Dorf wohnend, unbekannt und bar jeder Erfahrung mit den Gepflogenheiten der örtlichen Volksschule, musste ich Minuten nach meiner Wahl feststellen, dass in dieser Schule auch in den ersten Jahren mit Ziffernnoten operiert wird. Das habe ich so nicht erwartet, denn von der Schulzeit meiner Tochter war ich etwas anderes gewohnt. Gleich setzte ich zu einer glühenden Rede zur Abschaffung der Ziffernnote und der Einführung eines Portfolios an. Die Lehrerin war wohl ein bisschen geschockt –„Das hat es an unserer Schule noch nie gegeben“ - und ich war es auch, nicht wegen ihr, sondern wegen der Reaktion der Eltern… „Wir haben auch Noten gehabt.“ – Antwort: „Früher wurde in den Schulen geschlagen. Sind sie nicht froh, dass diese Zeiten vorbei sind?“…“In der Hauptschule oder im Gymnasium bekommen sie auch Noten.“- Antwort: „Stimmt, aber bis dahin dauert es noch. Würden Sie jetzt üben mit Krücken zu laufen, wenn Sie wüssten, dass sie sich in vier Jahren ein Bein brechen werden? Ich schlage vor, dass wir die ziffernnotenlose Zeit vorerst auf zwei Jahre beschränken.“ … „Kinder wollen Noten.“ – Antwort: „Anfangs ja, aber dann nur noch die, die gute Noten bekommen. Die, die sich anstrengen können, wie sie wollen und doch nicht „sehr gut“ sind, verlieren die Freude an Noten, dann am Lernen und an der Schule.“ Ich ließ nicht locker. Als erste stimmte die Lehrerin zu, gesetztenfalls der Schulversuch würde noch nachträglich genehmigt. Nach und nach trug meine Beharrlichkeit Früchte. Nach eineinhalbstündiger Diskussion wurde dieses Reformwerk mit 100% Zustimmung in Angriff genommen. Ob es nun meine Argumente waren oder die Angst der Eltern, dass dieser Elternabend nie mehr enden würde, kann ich nicht beurteilen. Diese Klasse wurde wenigstens im ersten Schuljahr als erste Klasse (und leider bislang einzige) dieser Schule nicht mit Ziffernnoten beurteilt und ich bin immer noch Klassenelternvertreter, obwohl die Eltern seither dreimal die Gelegenheit gehabt hätten, mich los zu werden.
Als Lehrer versuche ich den Umfang von Hausaufgaben so gering wie möglich zu halten. Wenn es irgendwie geht, möchte ich auch ganz auf sie verzichten. Der Wert von Hausaufgaben ist umstritten. Eine einfache Rechnung zeigt das. Wenn Hausaufgaben wenigstens ein bisschen etwas bringen sollen, muss kontrolliert werden ob und wie sie gemacht wurden. Dies braucht Zeit. Diese Zeit könnte in der Schule weitaus sinnvoller genutzt werden. Ebenso die Zeit zuhause. Natürlich gibt es auch sinnvolle Aufgaben, aber ich wähle sie halt mit Bedacht aus und gebe sie nicht nur aus einer Gewohnheit heraus. Jedes Jahr sehe ich mich teilweise forschen Angriffen von Eltern ausgesetzt, die nicht verstehen können, dass ihre Kinder bei mir kaum Hausaufgaben haben.
Wer sagt, dass die Lehrer die Schule gestalten sollen, hat sicher recht.
Wer sagt, dass Eltern dies oft nicht zulassen, hat nicht unrecht.
arnobraendle.com - 16. Jun, 00:50
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