Polly Adlers Bruchlandung in Erziehungsfragen - profil rät Mist!
Die 10 größten Erziehungs-Irrtümer:
Zwischen Disziplin und Laisser-faire
Minenfeld Pädagogik: Was brauchen Kinder?
profil analysiert die zehn größten Erziehungsirrtümer...und kommt zu haltlosen Schlüssen.
Rechtzeitig zum Schulschluss bringt der profil wieder einmal eine Erziehungstitelstory. Ausgerechnet der Gesellschaftsredaktion wurde diese Aufgabe übergeben. Angelika Hager und Sebastian Hofer schreiben munter über die von ihnen selbst postulierten 10 Erziehungsirrtümer. Einige Aussagen sind durchaus zutreffend. Andere aber muss man als fahrlässig bis gefährlich einstufen. Unhaltbare Aussagen anonymer Fachleute werden mit aus dem Zusammenhang gerissenen Sätzen bekannter Fachleute wie Prof. DDR. Manfred Spitzer gemischt und erwecken den Anschein der Wahrheit letzter Schluss zu sein. Doch in dem Artikel finden sich eindeutig falsche Fakten („Physiologisch unterscheidet sich das männliche nicht vom weiblichen Gehirn.“), irreführende Titel wie die Erziehungslügen „7) Lob motiviert“, „9) Kinder müssen so früh wie möglich gefördert werden“ und „10) Trennungskinder haben die schlechteren Karten“ bis hin zu schon als gefährlich zu bezeichnenden Tipps.
Beispiel 1:
„Erziehungslüge“ Nr. 6: Computerspiele machen Kinder aggressiv und autistisch
Wer es sich einfach machen will, gibt die Schuld an steigender Jugendgewalt Computerspielen. Wer steigende Jugendgewalt tatsächlich erklären will, sollte noch einmal hinschauen. Und wird schnell erkennen, dass „Killerspiele“ keineswegs die Ursache, ja nicht einmal den Auslöser für steigende Gewaltbereitschaft unter Jugendlichen darstellen. Computerspiele sind in dieser Hinsicht, das haben zahlreiche Studien festgestellt, neutral: Wenn ein Problem auftritt, stammt es vom Spieler, nicht vom Spiel.
Komisch, die Redaktion von „Psychologie Heute“ sieht dies ganz anders als die Gesellschaftsredaktion des profil. Im März dieses Jahres erschien der Bericht „School Shooter: Mediengewalt ist ein wichtiger Faktor“
Auch die gern zitierte These von der Vereinsamung des Computernerds hat sich als fehlerhaft erwiesen. Das Wiener Institut für Jugendkultur kam nach einer Untersuchung im Vorjahr zu der Einsicht, dass selbst fanatische Spieler über völlig normale Sozialkontakte verfügen: „Das gängige Klischee von sozial vereinsamten Computer-Kids findet in der empirischen Realität keine Entsprechung.“
Hm, für wen wurde wohl letztes Jahr die Ambulanz für Computerspiel- und Internetsucht an der Johannes-Gutenberg-Universität eröffnet?
Computerspiele können sogar den Schulalltag auf produktive Weise angenehmer machen: Ein von der Donau-Uni Krems im Schuljahr 2007/2008 durchgeführter Pilotversuch ergab, dass handelsübliche Computerspiele (also keine Lernsoftware) auch in der Schule gewinnbringend eingesetzt werden können – und zudem die soziale Kommunikation verstärken.
Das halte ich durchaus für möglich, aber ich bezweifle doch stark, dass es sich bei diesen handelsüblichen Spielen um Ego Shooter Games handelt.
Dass es aus pädagogischer Sicht nicht sonderlich zielführend ist, Kleinkinder ausschließlich per Spielkonsole ruhigzustellen, versteht sich aber auch von selbst.
Das erweckt den Eindruck, dass neben der Spielkonsole auch noch ein Fernsehgerät zum Einsatz kommen sollte. Überhaupt stellt sich die Frage wozu Kleinkinder ruhiggestellt werden sollen.
Als verträglichen Mittelwert empfehlen Psychologen einen täglichen Gaming-Konsum von eineinhalb Stunden – und die Einbindung des spielenden Kinds in die Restfamilie.
Wer sind eigentlich diese Psychologen, die eine solche Empfehlung abgeben? Der später im Artikel zitierte Prof. DDr. Manfred Spitzer ist es wohl eher nicht, oder ich habe sein Buch „Vorsicht Bildschirm“ völlig falsch verstanden.
Die Psychiaterin Gabriele Fischer schlägt vor, den Computer „zentral im Wohnbereich aufzustellen und das Kind eben dort ‚World of Warcraft‘ spielen zu lassen“.
Eine Psychiaterin empfiehlt, dass Kinder „World of Warcraft“ spielen?
Dies war eine der 10 Erziehungslügen. Ich hätte noch mehr zu sagen und werde dies vielleicht auch tun. Der größte Irrtum dürfte sein, den profil Artikel als hilfreich zu bezeichnen.
Jetzt würde mich aber interessieren, ob Prof. Spitzer einverstanden ist, wenn sein Name im Zusammenhang mit einem solchen Artikel genannt wird. Eine Email zu ihm ist unterwegs.
Ich kann auch kaum glauben, dass Dr. Fischer die Empfehlung abgibt, dass Kinder „World of Warcraft“ spielen. Diese Aussage muss aus dem Zusammenhang gerissen sein.
Zwischen Disziplin und Laisser-faire
Minenfeld Pädagogik: Was brauchen Kinder?
profil analysiert die zehn größten Erziehungsirrtümer...und kommt zu haltlosen Schlüssen.
Rechtzeitig zum Schulschluss bringt der profil wieder einmal eine Erziehungstitelstory. Ausgerechnet der Gesellschaftsredaktion wurde diese Aufgabe übergeben. Angelika Hager und Sebastian Hofer schreiben munter über die von ihnen selbst postulierten 10 Erziehungsirrtümer. Einige Aussagen sind durchaus zutreffend. Andere aber muss man als fahrlässig bis gefährlich einstufen. Unhaltbare Aussagen anonymer Fachleute werden mit aus dem Zusammenhang gerissenen Sätzen bekannter Fachleute wie Prof. DDR. Manfred Spitzer gemischt und erwecken den Anschein der Wahrheit letzter Schluss zu sein. Doch in dem Artikel finden sich eindeutig falsche Fakten („Physiologisch unterscheidet sich das männliche nicht vom weiblichen Gehirn.“), irreführende Titel wie die Erziehungslügen „7) Lob motiviert“, „9) Kinder müssen so früh wie möglich gefördert werden“ und „10) Trennungskinder haben die schlechteren Karten“ bis hin zu schon als gefährlich zu bezeichnenden Tipps.
Beispiel 1:
„Erziehungslüge“ Nr. 6: Computerspiele machen Kinder aggressiv und autistisch
Wer es sich einfach machen will, gibt die Schuld an steigender Jugendgewalt Computerspielen. Wer steigende Jugendgewalt tatsächlich erklären will, sollte noch einmal hinschauen. Und wird schnell erkennen, dass „Killerspiele“ keineswegs die Ursache, ja nicht einmal den Auslöser für steigende Gewaltbereitschaft unter Jugendlichen darstellen. Computerspiele sind in dieser Hinsicht, das haben zahlreiche Studien festgestellt, neutral: Wenn ein Problem auftritt, stammt es vom Spieler, nicht vom Spiel.
Komisch, die Redaktion von „Psychologie Heute“ sieht dies ganz anders als die Gesellschaftsredaktion des profil. Im März dieses Jahres erschien der Bericht „School Shooter: Mediengewalt ist ein wichtiger Faktor“
Auch die gern zitierte These von der Vereinsamung des Computernerds hat sich als fehlerhaft erwiesen. Das Wiener Institut für Jugendkultur kam nach einer Untersuchung im Vorjahr zu der Einsicht, dass selbst fanatische Spieler über völlig normale Sozialkontakte verfügen: „Das gängige Klischee von sozial vereinsamten Computer-Kids findet in der empirischen Realität keine Entsprechung.“
Hm, für wen wurde wohl letztes Jahr die Ambulanz für Computerspiel- und Internetsucht an der Johannes-Gutenberg-Universität eröffnet?
Computerspiele können sogar den Schulalltag auf produktive Weise angenehmer machen: Ein von der Donau-Uni Krems im Schuljahr 2007/2008 durchgeführter Pilotversuch ergab, dass handelsübliche Computerspiele (also keine Lernsoftware) auch in der Schule gewinnbringend eingesetzt werden können – und zudem die soziale Kommunikation verstärken.
Das halte ich durchaus für möglich, aber ich bezweifle doch stark, dass es sich bei diesen handelsüblichen Spielen um Ego Shooter Games handelt.
Dass es aus pädagogischer Sicht nicht sonderlich zielführend ist, Kleinkinder ausschließlich per Spielkonsole ruhigzustellen, versteht sich aber auch von selbst.
Das erweckt den Eindruck, dass neben der Spielkonsole auch noch ein Fernsehgerät zum Einsatz kommen sollte. Überhaupt stellt sich die Frage wozu Kleinkinder ruhiggestellt werden sollen.
Als verträglichen Mittelwert empfehlen Psychologen einen täglichen Gaming-Konsum von eineinhalb Stunden – und die Einbindung des spielenden Kinds in die Restfamilie.
Wer sind eigentlich diese Psychologen, die eine solche Empfehlung abgeben? Der später im Artikel zitierte Prof. DDr. Manfred Spitzer ist es wohl eher nicht, oder ich habe sein Buch „Vorsicht Bildschirm“ völlig falsch verstanden.
Die Psychiaterin Gabriele Fischer schlägt vor, den Computer „zentral im Wohnbereich aufzustellen und das Kind eben dort ‚World of Warcraft‘ spielen zu lassen“.
Eine Psychiaterin empfiehlt, dass Kinder „World of Warcraft“ spielen?
Dies war eine der 10 Erziehungslügen. Ich hätte noch mehr zu sagen und werde dies vielleicht auch tun. Der größte Irrtum dürfte sein, den profil Artikel als hilfreich zu bezeichnen.
Jetzt würde mich aber interessieren, ob Prof. Spitzer einverstanden ist, wenn sein Name im Zusammenhang mit einem solchen Artikel genannt wird. Eine Email zu ihm ist unterwegs.
Ich kann auch kaum glauben, dass Dr. Fischer die Empfehlung abgibt, dass Kinder „World of Warcraft“ spielen. Diese Aussage muss aus dem Zusammenhang gerissen sein.
arnobraendle.com - 1. Jul, 15:13
2 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks