Samstag, 20. Juni 2009

TALIS – Die OECD Lehrerstudie Teil 1: Österreichs Lehrer wenig erfolgreich aber zufrieden

Am Dienstag, den 16. Juni, wurde die 1. internationale OECD Lehrerstudie präsentiert. Würde man die Erkenntnisse ernst nehmen, so müsste auch ohne nennenswerte Schulreform schnell gehandelt werden. Für Österreich gibt in vielen Bereichen unmittelbaren Handlungsbedarf.

Jede Zusammenfassung einer Studie, speziell wenn der Bericht die Ergebnisse von 23 Teilnehmerländern enthält und in Relation zueinander stellt und aus diesem dann die relevanten Ergebnisse für ein Land herausgefiltert werden, läuft Gefahr von dem, der diese Arbeit durchführt, verzerrt zu werden. Anstelle einer von mir verzerrten Zusammenfassung bitte ich Sie nun, die Zusammenfassung der OECD in Deutsch oder in Englisch zu lesen. Ich kann auch die „Österreichversion“ der APA und für ganz Eilige die Kurzfassung der Österreichergebnisse der APA anbieten. Meine Schussfolgerungen beziehen sich auf diese Papiere. Nicht unerheblich ist auch, nach welchem Konzept die Studie durchgeführt wurde. Hier finden Sie die englische Beschreibung der OECD von TALIS.

Wichtig erscheint mir, dass es sich bei dieser Studie um eine Umfrage bei Lehrpersonen handelt, die ihre Einschätzung mitteilten. Es wurden also keine Lehrpersonen getestet, wie es mit den Lernenden bei PISA der Fall war, noch wurden die teilnehmenden Schulen vor Ort evaluiert.

Viele widersprüchliche Ergebnisse

Ob es in anderen Ländern auch so ist habe ich nicht untersucht, doch für Österreich stelle ich fest, dass die Studie viele widersprüchliche Ergebnisse zutage fördert.

Lehrpersonen sind zufrieden mit ihre Arbeit: 97 Prozent denken "bei den Schülern in meiner Klasse erfolgreich" zu sein (TALIS-Schnitt: 95 Prozent), 93 Prozent sind "alles in allem" mit ihrer Arbeit zufrieden (TALIS-Schnitt: 90 Prozent).

Dies ist deshalb erstaunlich, weil Österreichs Schüler
mehr den Unterricht stören (61,4 Prozent, TALIS-Schnitt: 60,2 Prozent)
mehr durch Fluchen auffallen (44,6 Prozent, TALIS-Schnitt: 36,5 Prozent)
mehr Dinge zerstören (Vandalismus 30,8 Prozent, TALIS-Schnitt: 27,1 Prozent)
UND die österreichischen Lehrpersonen attestieren ein positives disziplinäres Klima in den Klassen, verglichen mit anderen Teilnehmerstaaten.

Wenn das Benehmen schon nicht so gut ist, dann könnten die Schülerleistungen eine Erklärung für die (Selbst-) Zufriedenheit der Lehrkräfte sein.

Doch erinnern wir uns an PISA 2006

Naturwissenschaften
11 von 57 Teilnehmerstaaten schnitten signifikant besser ab als Österreich. Dabei sind 16% der Österreichischen Schüler in diesem Bereich Risikoschüler

Lesen
13 Teilnehmerstaaten schnitten signifikant besser ab als Österreich. Dabei sind 21,5% der Österreichischen Schüler in diesem Bereich Risikoschüler, d.h. jeder 5 Schüler im Alter von 15 Jahren kann so schlecht sinnerfassend lesen, dass das berufliche und gesellschaftliche Leben darunter leidet.

Mathematik
14 Teilnehmerstaaten schnitten signifikant besser ab als Österreich. Dabei sind 20% der Österreichischen Schüler in diesem Bereich Risikoschüler, d.h. sie haben große Probleme, einfache mathematische Konzepte in lebensnahen Situationen anzuwenden.

Jeder 10 österreichische Schüler und jede 10. österreichische Schülerin ist in ALLEN drei Bereichen ein(e) RISIKOSCHÜLER(IN)!

Hier finden Sie den OECD Kurzbericht zu PISA 2006 Österreich.


Wie kommt des dazu, dass Österreichs Lehrerinnen weiniger erfolgreich und dennoch (selbst-)zufriedener sind?

Mehr dazu morgen in:
TALIS – Die OECD Lehrerstudie Teil 2: Österreichs Lehrer, unbelohnt aber zufrieden!

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Klára (Gast) - 21. Jun, 11:10

Ungarn ist sicher nicht besser :((((

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